Im folgenden wird die Historie der Hexenzunft Obernheim aufgezeigt:

„Nicht weit von Balingen ist der berühmte Berg, den man den Heuberg nennt, und von welchem man vorgibt, daß die Hexen auf demselben zusammenkommen und ihre Teuffels-Spiele haben. Das ist gewiß, daß im Jahre 1589, im Herbst, etliche dergleichen Weiber und der fürnehmste Ratsherr zu Schemberg verbrannt worden, die alle bekennet haben, daß sie gewohnt gewesen, des Nachts auf diesem Berge zusammen zu kommen, mit den Teufeln zu tanzen, zu buhlen, Menschen und Vieh zu beschäftigen.“

MARTIN CRUSIUS in seinem Buch „Schwäbische Chronik“ im Jahre 1733

Gründung der Hexenzunft Obernheim

Am 5. Februar 1939 findet die Gründungsversammlung der „Narrenvereinigung Obernheim“ statt. 44 Personen haben das Gründungsprotokoll unterzeichnet. Laut Protokoll werden folgende Ämter vergeben: Präsident, Vizepräsident, Tintenmeister, Schatzmeister, Hechelmeister, Zugmeister, Vergnügungsmeister, Zeremonienmeister, Büttelmeister, Hexenmeister und Ordensmeister. Vom Eleferrat werden Prinz Karneval, der Narrenvater und Ritter Konrad gewählt.

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Die Gründungsmitglieder der HZO finden Sie hier.

Eine Übersicht aller Präsidenten, Vorstände & Zunftmeister finden Sie hier.

Eine List mit allen Ehrenhexen der Hexenzunft Obernheim finden Sie hier.

Besen

geschichtliche Hintergründe:

Der Heuberg galt als einer der Versammlungsorte der Hexen. In diesem Zusammenhang nennt die Literatur den „Hexenbühl“ bei Obernheim als Treffpunkt der Hexen in der Walpurgisnacht (30. April). Der „Hexenbühl“ mit seinen 970 Höhenmetern wird in Flur- und Wanderkarten auch als „Hexenbuckel“ ausgewiesen. Im Jahre 1506 wird der Hexenbühl mit seinem Hexenbäumlein erstmals urkundlich erwähnt.

Ein solches Bäumlein erwähnt eine gewisse URSULA FINEISEN aus Mühlheim, als sie im Jahre 1608 zu Protokoll gab, daß ein böser Geist zu ihr gekommen sei, und sie aufgefordert habe, mit ihm zum Tanze zu kommen. Sie habe sich hinter ihn auf einen Stecken gesetzt und sei mit ihm auf den Heuberg zu des „Unholds Bömle“ geflogen.

MARTIN CRUSIUS schreibt in seinem Buch „Schwäbische Chronik“ im Jahre 1733: „Nicht weit von Balingen ist der berühmte Berg, den man den Heuberg nennet, und von welchem man vorgibt, daß die Hexen auf demselben zusammenkommen und ihre Teuffels-Spiele haben.“

In „Beiträge zur Geschichte der Stadt Rottweil am Neckar“ von dem ehemaligen Hofgerichts-Assessor VON LANGEN erfahren wir aus dem Jahre 1821: „Noch gehet die Sage von dem sogenannten dürren Bäumlein, zwischen Obernheim und Deilingen, daß da die Hexentänze gehalten worden seyen, darum es niemals Laub getrieben habe, ob es gleich immer grün gewesen.“

1852 erscheinen „Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben“ von Professor ERNST MEIER: „Auf dem Heuberge zwischen Balingen und Tuttlingen ist der Hauptzusammenkunftsplatz der Hexen. Es befindet sich hier bei dem Dorfe Obernheim, auf dem sogenannten Burgbühl, einem einzeln stehenden Kegel, das Hexenbäumle, unter welchem die Hexen ihre Tänze aufführen. … Auf dem Heuberge bei Obernheim steht ein Baum, der das ‚Hexenbäumle‘ genannt wird, weil hier die Hexen alle Woche einmal tanzen.“

Dr. ANTON BIRLINGER berichtet in seinem Buch „Volkstümliches aus Schwaben“ im Jahr 1861: „Auf dem Heuberg ist irgendwo das „Hexenbäumlein“, das Nachts und bei Tag ein gefürchteter Ort ist. Nachts geht man nicht gerne dort vorbei. Die Hexen halten da ihre Tänze.“

In der „Beschreibung des Oberamtes Spaichingen“ von 1876 erscheint folgender Auszug: „Auf dem 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort sich frei erhebenden Burgbühl … stand eine Burg; man findet daselbst noch Spuren von Mauerwerk … Zunächst des Burgbühls liegt der sog. Hexenbuckel, auf ihm stand früher das Hexenbäumlein, unter dem sich nach der Volkssage die Hexen am Sabbath zu versammeln pflegten. Der Heuberg galt überhaupt den Umwohnern nicht bloß für den Tummelplatz der Hexen …“

JOSEF ZEPF schreibt 1958 in „Das Sagenbuch aus dem Donau-Bergland um Tuttlingen„: „Am alten Weg von Obernheim über Tanneck nach Deilingen liegt eine beherrschende Höhe, der Burgbühl. … Der Burgbühl heißt auch Hexenbühl. Auf seiner höchsten Erhebung stand das Hexenbäumle, eine verkrüppelte Forche, den sieben Winden und allen Wettern ausgesetzt. In der Walpurgisnacht hatten sich hier die Hexen und bösen Geister getroffen.“

Die Geschichtsforschung gibt den Hinweis auf einen Ritter Konradin als Vertreter des Ortsadels mit Stammburg im direkten Zusammenhang zu Obernheim in folgendem Wortlaut: „Ein ‚Konrad von Obernheim‘ siegelte in einer Urkunde am 28. August 1281 mit ‚K. v. O.‘ und erscheint damit als der erste Vertreter des Ortsadels. Diese seine Stellung verdankt er wohl den Hohenbergern in deren Diensten er und seine Vorfahren wohl gestanden sind, als sogenannte Dienstmannen. Später wurden sie Ritter geheißen. Das Geschlecht derer von Obernheim hatte seinen Stammsitz auf einem Hügel bei Obernheim … sie übten im Namen der Hohenberger die Gerichtsbarkeit aus und fällten sogar Todesurteile.“

Besen

örtliche Erwähnungen

Der „Heuberger Bote“ berichtet 1886 von einem „Fastnachtsspiel“ im Gasthaus „Lamm“.

1895 steht in der Pfarrchronik: „… In der Fastnacht wurde von den Demokraten ein Fastnachtszug veranstaltet, wobei ein Mensch in das Gewand eines Mönchs gekleidet, mit einer Eselsmaske auf dem Kopfe die Hauptfigur bildete …“.

Die Fasnet 1928 wird vom Turnverein „Gut Heil“ organisiert. Am Umzug nehmen ein berittener Herold, die Musik, ein Festwagen mit Prinz Karneval, Vorstand, Ausschuß, Fähnrich sowie Turner und Festdamen teil. Im Protokollbuch steht: „… Der Zug bewegte sich durch den Ort, fand übergroße Bewunderung und so zogen wir alle alt und jung zum Rathaus…“.

Die Fasnetsaktivitäten der 20-er- und 30-er-Jahre stehen unter Regie des Turnvereins. Die beliebten „Kappenabende“ in den Gaststätten sind zugleich Beginn der Saalfasnet.

1936 gestalten Militärverein, Turn- und Sportverein, Gesangverein und der Musikverein das närrische Programm und einen Fasnetumzug mit anschließendem Hexenprozeß und Hexenverbrennung.

Am 7. Februar 1937 beginnt die „organisierte Fasnet“ im Ort. Es werden „öffentliche Faßtnachtsveranstaltungen“ im Adlersaal aufgeführt. Auf der Stühl findet ein Hexentanz und Hexengericht mit anschließender Erhängung der verurteilen Hexe am Galgen statt.

Im Februar 1938 wird eine große „Volksfasnet“ abgehalten. Auf der Stühl findet das „Historische Hexengericht“ mit anschließender Hexenverbrennung statt. Ein Zeitungsartikel vom 3. März 1938 berichtet: „Die Hexe Sibella vom Rebberg kam ihren Verpflichtungen nicht nach und wurde vom hohen Hexengericht verurteilt zu Folterqualen und als sie sich nicht bekannte zum Tode auf dem Holzstoß. Mit schadenfroher Freude tanzten die Hexen um die brennende Hexe…“.

Örtliche Erwähnungen
Örtliche Erwähnungen
Besen

Entstehung der Gestalten:

Die Namensgebung der Hexe „Unholda Moserin“, als eine Fantasiegestalt, lässt zwei Elemente erkennen: „Unholda“ wird von Unhold abgeleitet. „Moserin“ ist eine Erweiterung des im Ort häufig vorkommenden Nachnamen „Moser“.
Die alten Obernheimer Bürger können bestätigen, dass in ihrer Jugend an der Fasnet „gehext“ wurde. So gewinnt die ortsübliche Redewendung „Ma goht ge Hexa“ die Dimension einer historischen Aussage. Der einfache Bürger trug abgetragene Kleider von der Mutter oder der „Ahne“ aus dem häuslichen Fundus, verhüllte das Gesicht mit einem „Vorhängle“ und zog eine „Schlutte“ an.

Entstehung der Gestalten
Entstehung der Gestalten

Aus dem Jahre 1938 liegt ein Briefwechsel mit dem Elzacher Maskenschnitzer Fritz Disch vor, aus dem hervorgeht, dass er 10 Hexenlarven sowie eine Teufelmaske aus Lindenholz angefertigt hat. Mit der Schaffung der Hexenmaske hat die Textillarve aus Vorhangstoff, wie sie damals üblich war, ausgedient.

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